24.10.2017

16. Brennstoffzellenforum Hessen: Strom und Wärme vom Wohnhaus bis zum Industriebetrieb

Während des 16. Brennstoffzellenforum Hessen konnten sich die Teilnehmer an einigen Infoständen über den aktuellen Stand der KWK-Technologie informieren. (Quelle: HA Hessen Agentur / Adler)
Während des 16. Brennstoffzellenforum Hessen konnten sich die Teilnehmer an einigen Infoständen über den aktuellen Stand der KWK-Technologie informieren. (Quelle: HA Hessen Agentur / Adler)

Frankfurt am Main, 24.10.2017 - Rund 130 Teilnehmer trafen sich am 24. Oktober 2017 zum 16. Brennstoffzellenforum Hessen im Radisson Blu Hotel in Frankfurt am Main. Auf dem Jahrestreffen der H2BZ-Initiative Hessen standen in diesem Jahr die stationären Brennstoffzellen im Mittelpunkt der Diskussion. Das Fazit: Brennstoffzellenbasierte Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) haben ihre Marktreife in zahlreichen Pilotprojekten bewiesen. Sie haben das Potenzial, einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Jetzt sind Wirtschaft und Politik gefordert, den Markthochlauf dieser umweltfreundlichen Effizienztechnologie gemeinsam voranzubringen und zu gestalten.

Die Veranstaltung, die in enger Zusammenarbeit mit der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen e.V. (H2BZ-Initiative Hessen) von der HA Hessen Agentur GmbH im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) ausgerichtet wurde, stand in diesem Jahr unter dem Motto „Strom und Wärme vom Wohnhaus bis zum Industriebetrieb“. Fachvorträge, Diskussionen und die Begleitausstellung informierten die Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über aktuelle Entwicklungen und Projekte aus dem Bereich der stationären Anwendungen von Brennstoffzellen.

Brennstoffzellenbasierte Kraft-Wärme-Kopplung produziert Strom und Wärme besonders energieeffizient. Der elektrische Wirkungsgrad liegt bei über 30 bis 60 Prozent. Für Ministerialrat Dr. Andreas Meissauer, Referatsleiter Energiepolitik, Erneuerbare Energien und Energietechnologien im HMWEVL steht fest: „Die Kraft-Wärme-Kopplung ist ein zentraler Baustein bei der Transformation der Energieversorgung. Hoch flexible Anlagen mit maximaler Effizienz müssen langfristig die volatilen Energien Wind und Photovoltaik ergänzen. Brennstoffzellensysteme besitzen aufgrund ihrer Vorteile ein hervorragendes Potenzial.“

Hessen hat in den letzten Jahren mit verschiedenen Programmen die Markteinführung gefördert. Dr. Karsten McGovern, Leiter der Hessischen Landesenergieagentur, bilanziert in seinem Grußwort: „Der alltagstaugliche Einsatz der Brennstoffzelle ist in diesem Jahr in Hessen große Schritte vorangekommen. Ich würde mich freuen, wenn wir jetzt – unterstützt vom Land Hessen – die nächste Welle einer erhöhten Nachfrage nach Brennstoffzellen-Mikro-KWK-Anlagen befördern und erleben könnten.“

Warum in diesem Jahr das Radisson Blue Hotel in Frankfurt als Veranstaltungsort prädestiniert war, erläutert General Manager Michael Götz: „Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr Gastgeber des 16. Brennstoffzellenforums Hessen zu sein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die stationären Brennstoffzellen. Über welches Potenzial diese hocheffiziente Technologie verfügt, zeigt das einzigartige Projekt in unserem Haus. Zusammen mit unserem Partner E.ON werden wir noch in diesem Spätherbst eine Brennstoffzelle in Betrieb nehmen, die über mindestens zehn Jahren rund drei Gigawattstunden Strom und zwei Gigawattstunden Wärme für das Hotel liefern wird. Die hocheffiziente Technologie ermöglicht Radisson Blu, die CO2-Emissionen um jährlich rund 600 Tonnen zu senken und so einen Beitrag zum Erreichen unserer ambitionierten Think Planet Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir sind stolz darauf, bald das erste Hotel in Europa zu sein, das mit einer Brennstoffzelle der Industrieklasse saubere Energie für den Eigenbedarf produziert.“

v.l.n.r.: Michael Götz, Ministerialrat Dr. Andreas Meissauer, Dr. Karsten McGovern und Jürgen Schmidt

Die Grußworte zur Eröffnung des 16. Brennstoffzellenforums Hessen sprachen (v.l.n.r.): Michael Götz, General Manager Radisson Blu Hotel Frankfurt, Ministerialrat Dr. Andreas Meissauer, Referatsleiter Energiepolitik, Erneuerbare Energien und Energietechnologien im HMWEVL, Dr. Karsten McGovern, Leiter der Hessischen Landesenergieagentur und Jürgen Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der H2BZ-Initiative Hessen. (Quelle: HA Hessen Agentur / Adler)

 

Derzeit arbeiten einige Heizgeräte- und Brennstoffzellen-Hersteller sowie Energieversorger an Produkten für den breiten Markt, angefangen vom Mikro-KWK-Gerät mit 300 W elektrischer Leistung für die Etagenwohnung bis zum Großkraftwerk mit mehreren Megawatt. Ingmar Kohl von der Roland Berger GmbH gab in seiner Keynote zu bedenken, dass ohne die Dekarbonisierung des Wärmesektors die deutschen Klimaziele nicht zu erreichen seien. Innovative Brennstoffzellen-KWK-Anlagen könnten einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten und die Transformation hin zu einem erneuerbaren und dezentralen Wärmesektor beschleunigen. Um wettbewerbsfähig zu werden, müssten die Kosten der Brennstoffzellensysteme jedoch weiter sinken. Dazu seien höhere Stückzahlen notwendig.

Das kompakte Kraftwerk für den Heizungskeller
Im ersten Teil der anschließenden Fachbeiträge gab Alexander Dauensteiner von der IBZ Initiative Brennstoffzelle einen Überblick über die am Markt verfügbaren Brennstoffzellen-Mikro-KWK-Anlagen für die Hausenergie. Manuela Mohr von der KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau stellte das Förderprogramm 433 der KfW „Energieeffizientes Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle“ vor. Das Programm unterstützt die Markteinführung der Systeme mit einem leistungsabhängigen Investitionszuschuss von bis zu 28.200 Euro und maximal 40 Prozent der förderfähigen Kosten. Danach fasste Jürgen Bepperling, Geschäftsführer der Stadtwerke Herborn, seine Erfahrungen zum Einsatz einer Brennstoffzellen-Mikro-KWK-Anlage zusammen. Die Anlage habe ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt und der Test sei insgesamt „unspektakulär“ verlaufen. Allerdings seien die Kostenvorteile gegenüber herkömmlichen KWK-Anlagen noch zu gering, um einen signifikanten Nachfrageschub auszulösen.

Brennstoffzellen im industriellen Einsatz
Der zweite Teil der Fachbeiträge beleuchtet den Einsatz von stationären Brennstoffzellen in Industrie und Gewerbe. Alexander Gienapp von der FuelCell Energy Solutions GmbH stellte dazu verschiedene Projekte seines Unternehmens vor, darunter auch das Brennstoffzellensystem, das noch in diesem Jahr das Radisson Blu Hotel in Frankfurt mit Energie versorgen wird. Dass Brennstoffzellen als Netzersatzanlagen bereits heute ihre Vorteile gegenüber Diesel-Generatoren ausspielen, zeigte Markus Klaer von der DB Bahnbau Gruppe GmbH anhand von Projektbeispielen. Abgerundet wurde die Session von Martin Kopp, der an der Hochschule RheinMain die Wirtschaftlichkeit verschiedener Erzeugungspfade für „grünen“ Wasserstoff aus Windstrom am Beispiel des Energieparks Mainz untersucht. Die abschließende Podiumsdiskussion mit Jürgen Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der H2BZ-Initiative Hessen, und Erik Schumacher von der NOW GmbH leitete Christoph Hiesgen, E.ON Connecting Energies GmbH, mit seiner Keynote „Brennstoffzellen-KWK aus der Sicht eines Energieversorgers“ ein. Die rege geführte Diskussion zum Thema „Geschäftsmodellentwicklung für stationäre BZ-Anwendungen im Zeichen des Markthochlaufs“ zeigte, dass die vorliegenden Projektergebnisse zwar vielversprechend sind, jedoch für den langfristigen Markterfolg noch einige technische, wirtschaftliche und regulatorische Hürden überwunden werden müssen.

Dazu will die H2BZ-Initiative Hessen beitragen. Jürgen Schmidt versprach: „Die Initiative wird auch in Zukunft potenzielle Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammenbringen, um gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln, die die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie in Hessen voranbringen. Interessierte Unternehmen und institutionelle Organisationen sind herzlich eingeladen, sich in der H2BZ-Initiative Hessen zu engagieren.“

Dass Brennstoffzellen auch im Mobilitätsbereich alltagstauglich sind, konnten die Teilnehmer des 16. Brennstoffzellenforums vor den Türen des Radisson Blu Hotels „erfahren“. Dort standen ihnen Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb für Besichtigung und Probefahrten zur Verfügung, u.a. ein Toyota Mirai, den die H2BZ-Initiative Hessen seit Ende September gemeinsam mit book-n-drive Carsharing allen Interessierten als reguläres Carsharingfahrzeug zur Verfügung stellt.