Der Beirat

 Fundierter, strategischer Rat ist uns wichtig.

  • Jonas Aichinger    |    Hauptabteilungsleiter TNM – Netzmanagement der Mainzer Netze GmbH
  • Jana Baschin    |    Leiterin Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit bei der Fraport AG
  • Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner    |   Geschäftsführer des House of Energy e.V.
  • Alexander Bracht    |  Abteilungsleiter Innovations- und Nachhaltigkeitsprojekte bei der HA Hessen Agentur GmbH
  • Alexander Dauensteiner    |   Product Line Owner Fuel Cells bei der Viessmann Werke GmbH & Co KG
  • Marc Gasper   |   Abteilungsleiter im Klimareferat der Stadt Frankfurt am Main
  • Ann-Kathrin Geiger   |   Linde GmbH: Regionalleiterin OnSite & Bulk Deutschland Süd-West, Geschäftsführerin Hydromotive GmbH & Co. KG
  • Martin Heindl   |    Geschäftsführer VKU Landesgruppe Hessen
  • Markus Horn    |    Head of Generation, Renewables and Heat bei der Entega AG
  • Jennifer Hübner    |    Projektingenieurin im Bereich Netze und Anlagen Gas bei der EAM Netz GmbH
  • Dr. Joachim Kreysing    |    Geschäftsführer der Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
  • Thomas Penzlin   |    Geschäftsfeldleiter bei der TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
  • Marius Schäfer   |  Referent für Energie- und Klimapolitik der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V.
  • Prof. Dr. Kurt Wagemann    |    Geschäftsführer der DECHEMA e.V.
  • Reinhold Wurster    |    Senior Consultant at LBST and Owner bei der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH
  • Winand Zeggel    |    Bereichsleiter Erzeugung Wärme und Strom bei der Mainova AG

Hessens Weg in die Wasserstoff-Zukunft

Impulsvortrag zum EU-USA-Energieabkommen von René Rock, Gast beim digitalen Beiratstalk 

René Rock, MdL und energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion Hessen, war am 19. September 2025 als Gast zum digitalen Beiratstalk der H2BZ-Initiative Hessen geladen. In seinem Impulsvortrag ging er insbesondere auf die Chancen des kürzlich vereinbarten EU-USA-Energieabkommens ein. Er erläuterte seine Sicht auf die Potenziale, die die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft in Hessen positiv beeinflussen könnten.

Am 27. Juli 2025 unterzeichneten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump ein Energieabkommen, das die transatlantischen Beziehungen auf eine neue Stufe stellt. „Der Wasserstoffsektor wird in diesem Abkommen zwar nicht explizit erwähnt, jedoch eröffnen sich hierdurch neue Perspektiven für hessische Unternehmen, die von der Technologiekooperation und den Investitionen in den Wasserstoffmarkt profitieren können. Die Frage ist nicht, ob dieses Abkommen perfekt ist, sondern wie wir es für unsere Ziele nutzen können“, so Rock zum Einstieg. Dieses Abkommen könne Türen öffnen, die bisher verschlossen waren. Die enthaltenen Technologietransfer-Klauseln und das angekündigte Investitionsvolumen von 750 Milliarden US-Dollar bis 2028 werden einen riesigen Markt für deutsche und hessische Wasserstofftechnologien erschließen.

Hessen bietet ideale Voraussetzungen: Es verfügt über eine starke industrielle Basis, exzellente Forschungsinstitute wie das Fraunhofer IEE und die TU Darmstadt sowie eine hervorragende geografische Lage, die eine optimale Wasserstofflogistik ermöglicht. „Diese Potenziale müssen schnell und entschlossen genutzt werden. Die im Jahr 2021 vorgelegte hessische Wasserstoffstrategie war zwar ein erster Schritt, doch die Umsetzung erfolgt zu zögerlich“, erläutert Rock.

Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2035 wird Deutschland jährlich etwa 7 Millionen Tonnen Wasserstoff benötigen. Heute werden davon gerade einmal Bruchteile grün produziert. „Ohne Brückentechnologien werden wir unsere Klimaziele verfehlen – nicht aus mangelndem Willen, sondern aufgrund physikalischer Limitierungen“, sagt Rock und setzt sich für Technologieoffenheit ein. Ein strategischer Vorteil, der sich aus dem Energieabkommen ergeben könnte, sind die technologischen Partnerschaften und Investitionen, die deutschen Unternehmen den Zugang zu den amerikanischen Märkten eröffnen werden.

Deutschlands Backbone für die Zukunft ist das H2-Kernnetz

Das im Oktober 2024 von der Bundesnetzagentur genehmigte deutsche Wasserstoff-Kernnetz ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Schaffung einer nationalen Wasserstoffinfrastruktur. Mit einer Länge von 9.040 Kilometern und Gesamtinvestitionen in Höhe von 18,9 Milliarden Euro soll das Netz bis 2032 ausgebaut werden. Es bildet das Rückgrat der deutschen Wasserstoffwirtschaft. „Hessen wird über Projekte wie H2ercules und Flow an das Kernnetz angeschlossen. Der Ausbau der regionalen Infrastruktur bleibt jedoch eine entscheidende Herausforderung, um den prognostizierten Wasserstoffbedarf auch in abgelegenen Regionen zu decken. Lassen Sie mich ehrlich sein: Hessen hinkt beim Wasserstoff hinterher“, sagt Rock und ergänzt: „Hessen verfügt über hervorragende Voraussetzungen für die Wasserstoffwirtschaft: Unsere industrielle Basis ist stark – von Infraserv Höchst als einem der größten Chemiestandorte Europas bis hin zu innovativen Mittelständlern, die in der Wasserstofftechnologie weltweit führend sind.“

Die Verknüpfung des deutschen H2-Kernnetzes mit einem bis 2040 28.000 Kilometer langen europäischen Netz kann Hessen daher zusätzlich als Knotenpunkt für den internationalen Wasserstoffhandel positionieren. Diese Entwicklungen bieten Hessen die Chance, als Modellregion für die intelligente Verknüpfung von regionaler und nationaler Infrastruktur voranzugehen.

„Unsere Forschungslandschaft ist exzellent: Das Fraunhofer IEE, die H2BZ-Initiative Hessen und die Technische Universität Darmstadt – wir haben das Know-how. Unsere logistische Lage ist unschlagbar: Frankfurt ist ein europäisches Drehkreuz, der Rhein eine wichtige Wasserstraße und wir haben dichte Verkehrsnetze – das sind ideale Voraussetzungen für die Wasserstofflogistik. Und nicht zuletzt kann unsere bestehende Gasinfrastruktur in Hessen zu einem Großteil für Wasserstoff umgerüstet werden. Das ist kostengünstiger als ein Neubau und nutzt vorhandene Trassen“, betont Rock.

Der historische Moment

Rock zieht ein handlungsorientiertes Fazit: „Wir leben in einer historischen Zeit. Das liegt nicht nur an den geopolitischen Umbrüchen und dem Klimawandel, sondern auch daran, dass sich die Grundlagen unserer Energieversorgung gerade fundamental wandeln. Das EU-USA-Energieabkommen ist ein Baustein in diesem Wandel. Ein Baustein, der zunächst fossil geprägt erscheint, aber die Türen für die Technologien der Zukunft öffnet. Wir haben die Wahl: Entweder wir gestalten diesen Wandel aktiv mit und positionieren Hessen als Vorreiter im Bereich Wasserstoff, oder wir schauen dabei zu, wie andere die Zukunftsmärkte erobern.“

ES GIBT KEINE ALTERNATIVE ZU WASSERSTOFF

Fraport AG war Gastgeber der 21. Beiratssitzung
Grundsatzthema „Markthochlauf Wasserstoff“

Foto: S. Adler

Foto: In der Begrüßung ging Jana Baschin, Leiterin Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit bei der Fraport AG, auf die strukturellen, langfristigen Luftverkehrsveränderungen ein. 




Am 6. Juni 2025 begrüßte die Fraport AG in Frankfurt am Main die Mitglieder des Beirats und Vorstands der H2BZ-Initiative Hessen sowie geladene Gäste zur 21. Beiratssitzung. Das Grundsatzthema „Markthochlauf Wasserstoff“ wurde aus mehreren Perspektiven intensiv betrachtet.

Der Beiratsvorsitzende Alexander Dauensteiner (Product Line Owner Fuel Cells bei der Viessmann Werke GmbH & Co KG), führte zu Beginn der Sitzung die neu berufenen Beiräte Marc Gasper (Klimareferat der Stadt Frankfurt am Main), Thomas Penzlin (Geschäftsfeldleiter bei der TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH) und Marius Schäfer (Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. / VhU) ein.

Thema 1: Wasserstoff – Regulierung und Gesetzgebung

„Wir beraten derzeit darüber, ob und wie sich die H2BZ-Initiative Hessen in laufende Konsultationen einbringen kann und wie sich dies insbesondere auf Landesebene vermitteln lässt.“ Jürgen Schmidt stellte in seinem Beitrag als Vorstandsmitglied den „Stand laufender Wasserstoff-Verfahren“ in Europa und bundesweit als Ausgangsbasis vor.

Die aktuellen Entwicklungen im Bereich Wasserstoff und Energiewirtschaft umfassen eine Vielzahl gesetzlicher und regulatorischer Maßnahmen. Dazu gehören die Überarbeitung des delegierten Rechtsakts zu grünem Wasserstoff und die Einführung eines entsprechenden Akts für blauen Wasserstoff. Zudem spielt die Umsetzung des Gaspakets eine zentrale Rolle, insbesondere in Verbindung mit neuen Gesetzgebungen zu Wasserstoffspeichern und der Novellierung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG).

Ein bedeutender Schritt für die langfristige Energieversorgungssicherheit ist die Kraftwerksstrategie, die durch das Kraftwerkssicherheitsgesetz (KWSG) ergänzt wird. Änderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die Umsetzung der europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) sollen die Energiewende weiter voranbringen. Mit dem Wasserstoffbeschleunigungsgesetz (WassBG) soll der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gefördert werden.

Außerdem laufen Festlegungsverfahren für Wasserstoff-Ausgleichs- und Bilanzierungsmodelle (WasABi) sowie für Kapazitäts- und Netzzugangsregelungen (WaKandA). Im Fokus stehen die Festlegung eines Hochlaufentgelts und die Detaillierung von Kapazitätsprodukten im Kernnetz (WanDA). Schließlich wird die Entwicklung einer umfassenden Kooperationsvereinbarung für Wasserstoff als wichtiger Schritt zur Förderung eines koordinierten und effizienten Marktwachstums betrachtet.

Schmidt beschrieb den engen Austausch, der bei der Entwicklung des Positionspapiers der H2BZ-Initiative Hessen zur Landtagswahl 2023 stattgefunden hat: „Die H2BZ-Initiative Hessen pflegt enge Verbindungen zu weiteren Verbänden, insbesondere zum Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU).
“Unser Ziel ist es, vergleichbare Perspektiven und Positionen der Verbände in die Diskussion einzubringen.“

Isabel Orland, Senior-Fachgebietsleiterin Gasnetze und Wasserstoff im VKU, war als Gast digital zugeschaltet. Sie stellte die „Entwicklung der Regulatorik im Markthochlauf Wasserstoff“ vor. Der VKU hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem die wichtigsten Faktoren für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft dargestellt werden. Darin wird eine ganzheitliche Strategie gefordert, die eine synchronisierte Entwicklung von Nachfrage, Angebot und Infrastruktur vorsieht. Die Erwartungen und zentralen Forderungen an die Bundesregierung hinsichtlich des Markthochlaufs von Wasserstoff stellen einen neuen Pragmatismus in den Mittelpunkt. Um den Wasserstoffhochlauf pragmatisch zu beschleunigen, braucht es Technologieoffenheit bei den Herstellungsverfahren, ein flächendeckendes H2-Kernnetz und eine gezielte Finanzierung des Verteilnetzes. Auch die dezentrale Erzeugung muss berücksichtigt werden, um die regionale Versorgungssicherheit zu stärken. Anstelle einer Grüngasquote sollten marktorientierte Maßnahmen den Hochlauf effizient unterstützen.

Thema 2: Systemperspektiven

Dr. Michael Fette, weltweit anerkannter Experte für Netzdynamik und digitale Energiesysteme, referierte über die „Transformation zu digitalen, sektorübergreifenden Energiesystemen mit nichtlinearen Eigenschaften (mit Einordnung des Blackouts in Spanien)”. Ihm war es wichtig, die Notwendigkeit neuer Denkstrategien und Messmethoden hervorzuheben. Netzschwankungen können auftreten, wenn Generatoren in verschiedenen Netzgebieten gegenphasig schwingen. Dies kann zu ungewollten Leistungspendelungen führen. Energieanbieter müssen sich den neuen, komplexen Anforderungen stellen, die sich zwangsläufig aus der Energiewende und ihren Komponenten ergeben, und technische Anpassungen, insbesondere Messtechniken, entwickeln und nutzen, um frühzeitig auf Störungen einwirken zu können.

Reinhold Wurster, Senior Consultant bei der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, hielt einen Vortrag mit dem Titel „Globale Entwicklung Wasserstoff: Fokus Verkehr“. Ihm ist wichtig, dass jeder in der Kette verantwortlich beteiligt ist. Zudem sollten möglichst viele Projekte ohne Unterstützung umgesetzt werden.

Thema 3: Wasserstoff in der Praxis

Hans-Joachim Mayer, Umweltmanagementbeauftragter der Fraport AG und Vorstand der H2BZ-Initiative Hessen, erläuterte die „Langfristige Rolle von Wasserstoff im Flugverkehr“ am Beispiel des Flughafens Frankfurt am Main. Er präsentierte die Ergebnisse einer internen Bedarfsanalyse für LH2 (Flüssigwasserstoff), eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichem Kerosin im Luftverkehr. Die Infrastruktur des Flughafens müsste neue Betankungssysteme entwickeln, da LH2 andere Anforderungen als Kerosin stellt. Flüssig-H2 kann bis zu 16 Prozent des Kerosins einsparen, benötigt dafür jedoch signifikant mehr Fläche.

Dr. Tobias Brunner, Geschäftsführer der Hy2B Wasserstoff GmbH, präsentierte ein dezentrales Praxisbeispiel: „Drucklose Alkalische Elektrolyse in Pfeffenhausen“. Der dort eingesetzte alkalische Elektrolyseur (AEL) bietet aufgrund seiner robusten Technik und der geringen Wartungsintervalle Vorteile in Bezug auf die Anlagensicherheit und die Betriebskosten.


Der Beirat - ein verlässlicher Partner des Vorstands der H2BZ-Initiative Hessen

Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Beirats werden berufen. Hierbei handelt es sich um wichtige Persönlichkeiten aus der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Branche, Politik und den Institutionen.

Der Beirat berät und unterstützt den Vorstand bei der strategischen und operativen Ausrichtung des Vereins.

Die Beiratssitzung findet zwei Mal im Jahr statt. Hierzu werden gezielt weitere Akteure aus anderen Netzwerken, der Politik oder der H2BZ-Branche eingeladen.