Am 21. Juni 2024 fand in den neuen Räumen der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH in Wiesbaden die 18. Beiratssitzung der H2BZ-Initiative Hessen e.V. statt. Die geladenen Gäste und der Beirat nutzten den Nachmittag zu anregenden Diskussionen und vielfachen Austausch.
Die derzeitige Situation der Wasserstoffbranche in Deutschland ist durch die aktuelle Fördersituation, insbesondere im Mobilitätsbereich, stark in Bewegung geraten. Selbst laufende Projekte müssen sich neu orientiert.
Umso wichtiger sind klare Positionen von Politik, Unternehmen und Initiativen. Damit Hessen langfristig als attraktiver Standort für Unternehmen, die zukünftig verstärkt Wasserstoffbedarf haben werden, in Frage kommt, muss die Anbindung an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz definiert und das Wasserstoff-Verteilnetz umgesetzt werden.
Anbindung an das Wasserstoff-Kernnetz und Ausbau des hessischen Wasserstoff-Verteilnetzes
Hierzu hat die Landesstelle Wasserstoff bereits 2023 zwei Studien mit fachlicher Unterstützung der H2BZ-Initiative Hessen erstellen lassen: „Potenzialanalyse Wasserstoff in Hessen“ und „Technische Machbarkeitsstudie zum Aufbau eines regionalen Wasserstoff-Backbones im Rhein-Main-Gebiet“. Für Hessen wird laut der Studien bis 2030 ein kumulierter Wasserstoffbedarf von etwa 8,3 Terawattstunden prognostiziert, der bis 2045 auf circa 30,2 Terawattstunden ansteigen soll.
In die Untersuchung waren zwölf Energieversorgungsunternehmen aus der Region involviert. „Insbesondere in den Diskussionen mit den Kommunen konnten Energieversorger auf dieser Basis Wasserstoff als eine Option innerhalb der kommunalen Wärmeplanung einbringen“, so Jürgen Schmidt von der H2BZ-Initiative Hessen und Geschäftsführer der Überlandwerk Groß-Gerau GmbH.
Wasserstoff-Backbone in Mittel- und Nordhessen
Derzeit ist eine ergänzende Studie „Technische Machbarkeitsstudie zum Aufbau eines regionalen Wasserstoff-Backbones in Mittel- und Nordhessen“ in Arbeit. Sie wird noch in diesem Jahr veröffentlicht. Auch diese Studie wird vom hessischen Wirtschaftsministerium finanziert.
Grüner Wasserstoff made in Hessen
Dr. Eric Spinnräker, Manager Erneuerbare Energien und Energieberatung bei der Ernst & Young Real Estate GmbH, stellte in seinem Impulsvortrag den aktuellen Stand der Infrastruktur-Studie „Analyse von Wasserstofferzeugungspotenzialen und Identifikation geeigneter Elektrolysestandorte in Hessen“ vor.
Ein wichtiger Aspekt sei bei der Produktion von grünem Wasserstoff die Standortanalyse für Elektrolyseure. Welche Standorte in Hessen bieten sich – unter Berücksichtigung rechtlicher Fragestellungen, Regulatorien und der Nähe zu Umspannwerken und EEG-Anlagen mit grünem Strom – aus wirtschaftlicher Betrachtung besonders an?
Mainova AG: Kommunale Energieversorgung – Wasserstoffeinsatz im Kraftwerk
In einem weiteren Impulsvortrag schilderte Matthias Ertmer, Abteilungsleiter Erzeugung bei der Mainova AG, welchen Ansatz die Mainova bei der kommunalen Energieversorgung unter Hinzunahme von Wasserstoff anstrebt.
Die Mainova AG engagiert sich aktiv für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung in Frankfurt und der Rhein-Main-Region. Frankfurt will bis 2035 klimaneutral sein. Ein neues Bundesgesetz schreibt allen Kommunen vor, eine eigene Wärmeplanung zu verabschieden.
Die Kommunale Wärmeplanung der Mainova für die Region wird daher zur Dekarbonisierung zukünftig neben Wärmepumpen, Biomasse und Solaranlagen auch Wasserstoff im Kraftwerk nutzen. Wasserstoff fördert zusätzlich die Flexibilität des Erzeugungsparks.
Vom H2-Kernnetz über das H2-Regionalnetz zum H2-Verteilnetz: „Rh2ein-Main Connect”
Der Umbau des Heizkraftwerks West spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main soll ein eigenes regionales Verteilnetz für Wasserstoff erhalten. „Rh2ein-Main Connect” wird voraussichtlich ab 2028 in Betrieb genommen und dann die Region mit klimaneutralem Wasserstoff versorgen.
Mit Siemens Energy baut Mainova das wasserstofffähige Gaskraftwerk. Dieses Kraftwerk ist bereits auf den künftigen Einsatz von Wasserstoff vorbereitet und ermöglicht eine effiziente Strom- und Wärmeerzeugung.
H2-ready
Eine überregionale Infrastruktur und die physische Verfügbarkeit seien laut Mainova ab 2032 gewährleistet. Der Aufbau einer H2-fähigen Gasnetzinfrastruktur ist mit vertretbarem Anpassungsaufwand möglich. Wasserstoff ist zur Dekarbonisierung der Frankfurter Fernwärme essenziell.
Abschluss-Impuls
Die 18. Beiratssitzung der H2BZ-Initiative Hessen endete mit einem Abschlussbeitrag von Andreas Brumby, Materials Valley e.V. Er zeigte auf, was bereits alles erreicht wurde. Neben weltweit agierenden Unternehmen verfüge Hessen über drei Vereine mit Firmen und Instituten, die über „riesige“ Wasserstoff-Kompetenzen verfügen: H2BZ-Initiative Hessen, House of Energy und Materials Valley. Weiter verwies er auf Forschung und Lehre sowie auf die Arbeit der Landesstelle Wasserstoff.