Leuchtturmprojekt: Weltweit größte Flotte von Brennstoffzellen-Zügen im Taunus
Noch fahren viele Züge in Hessen mit Diesel, da auf manchen Strecken Oberleitungen fehlen. Hier ist der Brennstoffzellenantrieb eine schnelle und saubere Alternative zu einer nachträglichen Elektrifizierung. Daher hatte 2019 das RMV-Tochterunternehmen fahma einen Auftrag über 27 Brennstoffzellenzüge ausgeschrieben.
Der Zuschlag ging an den französischen Hersteller Alstom, dessen Fahrzeuge vom Typ Coradia iLint ab Ende 2022 auf vier Regionalbahnlinien im Taunus eingesetzt werden sollen. Den Betrieb des Teilnetz Taunus des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) wird die 100-prozentige DB-Tochter Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start) übernehmen. Damit wird Hessen zum Standort der weltweit größten Flotte an Brennstoffzellenzügen.
Die Serienfahrzeuge sollen nach Herstellerangaben mit einer Tankfüllung eine Reichweite von 1000 km erreichen. Die fahrzeugseitige Speicherung des Wasserstoffs erfolgt in gasförmigem Zustand bei 350 bar in zwei separaten Tanks. Der Wasserstoff stammt aus dem Industriepark Frankfurt-Höchst. Dort fällt das Gas als Nebenprodukt der Chemieprozesse in großen Mengen an.
Zusätzlich wird im Industriepark eine Wasserelektrolyse-Anlage errichtet, die mit Strom aus erneuerbaren Quellen grünen Wasserstoff für die Zugflotte produzieren wird. Hier werden zukünftige die H2BZ-Züge zentral mit Wasserstoff betankt
Wasserstoff-Busse in Hessen
H2BZ-Busse stellen neben batterieelektrischen Bussen eine lokal emissionsfreie Alternative zu konventionellen Bussen mit Verbrennungsmotor dar. Ihr Vorteil gegenüber Batteriebussen liegt in größeren Reichweiten und kürzeren Betankungszeiten. Damit verbunden ist auch eine flexiblere Einsetzbarkeit im Linienbetrieb, vor allem bei topografisch anspruchsvollen Streckenprofilen.
Ein Pionier der Brennstoffzellenmobilität im ÖPNV ist das Omnibusunternehmen Winzenhöler GmbH & Co. KG aus Groß-Zimmern, das seit 2017 die ersten beiden BZ-Busse im Werkslinienverkehr innerhalb des Industrieparks Höchst betreibt. Winzenhöler stellte auch je einen seiner mittlerweile acht 12-Meter BZ-Busse „Citaro FuelCELL-Hybrid“ dem RMV und der ESWE zur Verfügung, um die Eignung der BZ-Busse im Linienverkehr zu evaluieren. Im Auftrag des RMV werden 2022 verschiedene Verkehrsgesellschaften im Raum Gießen zwei Brennstoffzellenbusse des Herstellers van Hool testen.
Seit Dezember 2021 setzt die ESWE Verkehr in Wiesbaden zwei Brennstoffzellenbusse des Herstellers CaetanoBus im Linienverkehr ein. Ein dritter Bus wurde intern für die Schulung der Fahrer genutzt. Die Fahrzeuge vom Typ H2.City Gold sind mit PEM-Brennstoffzellen von Toyota ausgestattet und verfügen über Reichweiten zwischen 350 und 400 Kilometer. Betankt werden die BZ-Busse an der H2-Tankstelle auf dem Betriebsgelände der ESWE Verkehr. Der grüne Wasserstoff stammt aus dem Energiepark Mainz, an dem die ÜWG GmbH, ein Mitgliedsunternehmen der H2BZ-Initiative Hessen, beteiligt ist.